Kolumne Die Zeit der Ernte

Wohl gelingt´s auf den Neuen 2016er!

Wenn die klassischen Bauern ihr Erntedankfest feiern, haben wir Winzer in der Regel noch keine einzige Traube geerntet. Dafür sind die Spannung und die Vorfreude auf die anstehende Erntezeit umso größer. Auf unserem Weingut beginnen wir in diesem Jahr in der letzten Septemberwoche mit der Ernte.

Der erste Tag ist immer ein Riesenerlebnis, da man dann die Früchte des ganzen Jahres in den Händen hält und auch den unvergorenen Saft (Most) zum ersten Mal probieren kann. Da die verschiedenen Sorten zu unterschiedlichen Zeiten geerntet werden, versuchen wir, täglich jeden Weinberg zu besuchen. Wir schauen die Trauben optisch und sensorisch an. Dabei ist wichtig, wie sie aussehen, ob die Schalen noch dick oder schon dünn geworden sind und wie der Zustand der Kerne ist. Wenn alle Kriterien für uns genau richtig sind und die Traube zudem noch optimal schmeckt, dann ist der Zeitpunkt der Ernte gekommen. Es gehört viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung dazu, jedoch mehr Bauch- als Kopfgefühl, damit man nicht zu früh oder zu spät erntet. Dafür gibt es generell keine Richtlinie, auch was den Reifegrad der einzelnen Sorten betrifft, das ist ein sehr dynamischer Prozess. In manchen Jahren sind alle Trauben fast gleichzeitig reif, in anderen wiederum haben wir eine lange Erntedauer.

Junge Reben sind prinzipiell früher reif als die älteren, warum das so ist, hat die Wissenschaft bisher noch nicht heraus gefunden. Die einzelnen Winzer haben ihre eigenen Erklärungen dafür, das sind Mutmaßungen und natürlich Erfahrungswerte. Nun wird es auch für die Köchin des Weingutes ernst, denn sie muss nun für hungrige 35 Personen jeden Tag mindestens ein 2 Gänge Menü zubereiten. Wir brauchen die Energie des guten Essens für die Arbeit und zudem ist die gemeinsame Mahlzeit auch wichtig für ein gutes Teamgefühl. Wohl gelingt´s auf den Neuen 2016er!