Kolumne Ein Fest der Farben und des Geschmacks

Wenn die Natur ihr schönstes Farbenkleid anlegt, blicken wir Winzer voller Ungeduld auf die Erntezeit. Und mit der Rückkehr der kälteren Jahreszeit erfreuen wir uns besonders an unseren tiefgründigen und facettenreichen Rotweinen.

Beim Betrachten unserer unterschiedlichen Rotweinsorten hat man das Gefühl, die Farben des Herbstes würden sich in ihnen spiegeln, so vielfältig sind ihre Schattierungen. Doch damit die Farbe in den Wein kommt, ist das Herz- und Handgefühl von Kellermeister und Winzer gefragt, denn der frisch gepresste Traubensaft selbst ist farblos. Die Weintrauben werden bei der Maischegärung, nachdem sie zerdrückt worden sind, vergoren. Dabei entsteht natürlicher Alkohol, der die Farbstoffe aus den Schalen löst. Diese werden dabei aus den Beerenhäuten extrahiert, das erfordert viel Finderspitzengefühl und der Vorgang muss optisch und sensorisch jeden Tag genau kontrolliert werden.

Die Vielfalt des Geschmacks unserer Rotweine steht dem der Farben in nichts nach, wenn wir beispielsweise die Sorten Pinot-Noir, Blaufränkisch, Frühburgunder und die Cuveé Aufrichtig rot miteinander vergleichen. Die kühlere Jahreszeit ist perfekt, um sich auf diese Weine einzulassen und ihre unterschiedlichen Geschmacksnuancen in Ruhe zu genießen.

Rotweine haben eine lange Tradition am Bodensee. Der Pinot Noir, der rund um den See die größte Anbaufläche unter den „Roten“ aufweist, wurde hier vor über 1000 Jahren erstmalig außerhalb des Burgunds angebaut und dann erst in die ganze Welt verbreitet.

Unser Spätburgunder Isabel 3 Lilien gibt uns in diesem Jahr besonderen Grund zur Freude, da er einen 1. Platz beim Deutschen Rotweinpreis belegen konnte. Wir freuen uns über diese große Auszeichnung, die erstmalig in der 30jährigen Historie der Veranstaltung von Vinum an ein Weingut vom Bodensee vergeben wurde. Gerade dieser geschichtsträchtige Wein wird auf einem ebensolchen Weinberg angebaut. Die Weinreben unseres Siegerweines stehen auf einem über 500 Metern steilen Südhang, einem eiszeitlicher Drumlin, der einen interessanten Gesteinsaufbau aufweist. Drumlins sind längliche Hügel und Teil der Moränenlandschaft. Hier findet sich von einem Gletscher transportiertes und gemischtes Material, das im Falle unseres Spätburgunders eine optimale Bodensubstanz bildet. Ein Spaziergang durch unsere Weinberge ist reizvoll und spannend zugleich, um ein Gefühl für die Besonderheiten der Lagen zu bekommen. Und bei kaltem Herbst- und Winterwetter lässt sich unser Rotwein danach bei Kaminfeuer umso schöner genießen.